28.06.2024 – Rezeptfreie Schmerzmittel finden sich heutzutage wohl in den meisten Haushalten. Die verschiedenen Wirkstoffe unterscheiden sich jedoch substanziell voneinander und variieren in Wirkungsweise und Nebenwirkungen. Welcher Wirkstoff bei welchen Schmerzen am besten hilft und worauf Sie vor der Einnahme achten sollten, lesen Sie hier.
Kopfweh, Gliederschmerzen, Fieber oder Regelbeschwerden? Schnell eine Filmtablette, Kapsel oder Brausetablette einnehmen, und der Schmerz ist wie weggeblasen. Rezeptfrei erhältliche Schmerzmittel sind zur Behandlung leichter bis mittelstarker Schmerzen zugelassen. Trotzdem sind sie nicht völlig harmlos und sollten deshalb nicht unbedacht eingenommen werden.
Schmerzen sind ein Warnsignal des Körpers, dass etwas nicht in Ordnung ist. So können Gewebeschäden oder Entzündungen im Körper zu einer erhöhten Aktivität von Enzymen führen (Cyclooxygenasen – kurz COX). Diese bilden bestimmte Hormone, sogenannte Prostaglandine, und erhöhen dadurch die Schmerzempfindlichkeit [1, 2]. Auch der Sollwert für die Körpertemperatur kann durch Prostaglandine erhöht werden – es kommt zu Fieber.
Ibuprofen, Diclofenac und ASS zählen zu den sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika, kurz NSAR. Sie hemmen die COX und verhindern damit die Signalweiterleitung in den Nervenzellen [3]. Damit haben diese Wirkstoffe nicht nur einen schmerzlindernden, sondern auch einen fiebersenkenden und entzündungshemmenden Effekt. Da Prostaglandine jedoch auch für andere Körperfunktionen eine Rolle spielen, kann es zu Nebenwirkungen kommen, etwa zur Schädigung der Schleimhaut im Magen-Darm-Trakt [4, 5] oder zu einer gestörten Nierenfunktion [6, 7]. Auch die Blutgerinnung wird von dieser Substanzklasse beeinträchtigt. Insbesondere bei chronischen bzw. häufig wiederkehrenden Schmerzen ist deswegen ist eine individuelle Beratung durch einen Arzt oder Apotheker empfehlenswert.
Die Wirkungsweise von Paracetamol ist bis heute noch nicht vollständig geklärt. Im Gegensatz zu den NSAR fehlt dieser Substanz der entzündungshemmende Effekt. Den schmerzlindernden und fiebersenken Effekt vermittelt Paracetamol hauptsächlich über seine Wirkung im zentralen Nervensystem [8].
Generell sollten Schmerzmittel nicht zu oft und zu lange eingenommen werden. Denn die verschiedenen Wirkweisen der rezeptfreien Schmerzmittel können auch unterschiedliche Nebenwirkungen zur Folge haben.
Acetylsalicylsäure: ASS ist bei leichten bis mäßig starken Schmerzen geeignet. Aufgrund seiner antientzündlichen und fiebersenkenden Wirkung kann das Mittel auch bei Erkältungsbeschwerden eingesetzt werden [9]. Da ASS die Blutgerinnung erheblich beeinflusst [10], ist bei Regelschmerzen von der Einnahme abzuraten. Auch vor operativen Eingriffen oder bei Zahnschmerzen, die chirurgische Maßnahmen erfordern könnten, sollte ASS nicht eingesetzt werden [9].
Ibuprofen: Dieses Schmerzmittel wirkt bei leichten bis mäßig starken Schmerzen und Fieber [11]. Bedingt durch seine ausgeprägte antientzündliche Wirkung hilft Ibuprofen besonders bei entzündungsbedingten Schmerzen, z. B. im Bereich des Bewegungsapparates [12]. Ein Vorteil ist das im Vergleich zu ASS geringere Blutungsrisiko. Zudem kann Ibuprofen in entsprechender Dosierung bereits bei Kindern ab einem Alter von etwa drei Monaten angewendet werden [13]. Neben Paracetamol ist Ibuprofen auch in den ersten beiden Trimestern der Schwangerschaft zugelassen [11].
Diclofenac: Bei Sportverletzungen wie Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen, aber auch bei Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen und rheumatischen Beschwerden kommt häufig Diclofenac zum Einsatz. Mit seiner großen Ähnlichkeit zu Ibuprofen wird auch Diclofenac bei leichten bis mäßig starken Schmerzen eingesetzt [14]. Bei der Anwendung als Salbe besteht ein erhöhtes Risiko für Hautausschläge [15].
Paracetamol: Das Medikament hat im Gegensatz zu den NSAR keine entzündungshemmende Wirkung. Deshalb findet es Anwendung bei leichten bis mäßig starken Schmerzen wie Zahn-, Regel- oder Kopfschmerzen [16]. Dank seiner fiebersenkenden Wirkung kann es auch bei grippalen Infekten eingesetzt werden. Nach ärztlicher Absprache darf Paracetamol während der kompletten Schwangerschaft eingenommen werden – auch im letzten Trimester [16]. Für Kinder ab 3 kg ist Paracetamol in entsprechend angepasster Dosierung ebenfalls geeignet [17]. Doch Vorsicht vor Überdosierung: Da das Medikament über die Leber abgebaut wird, können zu hohe Dosen zu schweren Leberschäden bis hin zum Leberversagen führen [18, 19].
Tabelle 1: Höchstdosis pro Einnahme und pro Tag für rezeptfreie Schmerzmittel für gesunde Erwachsene
Wirkstoff | Höchstdosis pro Einnahme | Tägliche Höchstdosis |
Acetylsalicylsäure[9] | 1.000 mg | 3.000 mg bis 65 Jahre, 2.000 mg ab 65 Jahren |
Diclofenac[14] | 25 mg | 75 mg |
Ibuprofen[11] | 40 mg | 1.200 mg |
Paracetamol[16] | 1.000 mg | 4.000 mg |
Schmerzmittel in der hauseigenen Apotheke zu haben ist durchaus sinnvoll. Trotzdem sollte bei Beschwerden die passende Substanz möglichst nach ärztlicher Rücksprache oder Beratung in einer Apotheke ausgewählt werden.
Bildnachweis: „medikament hinter vergrösserungsglas“; stock.adobe.com/Schlierner
Autorin dieses Beitrags: Dr. Antje Tunger, medizinwelten-services GmbH, Stuttgart
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Fachgebiet (Unterfachgebiet):
Allgemeinmedizin, Öffentliches Gesundheitswesen, Pharmakologie
Körperregion/Organsystem:
Nervensystem
Jahreszeit:
Frühling, Sommer, Herbst, Winter
Anlass:
/
Medizinischer Bereich:
Schmerzen
Schlagwörter:
Acetylsalicylsäure, ASS, COX, Cyclooxygenasen, Diclofenac, Entzündung, Fieber, Gliederschmerzen, Ibuprofen, Kopfschmerzen, nicht-steroidale Antirheumatika, Nebenwirkungen, NSAR, Paracetamol, Prostaglandine, Regelschmerzen, Rückenschmerzen, Schmerzen, Schmerzmittel, Sportverletzung, Wirkungsweise, Zahnschmerzen