11.02.2022 – Naturgenuss ohne Angst vor Blutsaugern? Zecken lauern in Wäldern und Wiesen, aber auch in städtischen Grünanlagen. Sie können gefährliche Krankheiten, wie Borreliose oder FSME, übertragen. Hier finden Sie Tipps, wie Sie sich gegen die Keimüberträger schützen können und was bei einem Zeckenstich zu tun ist.
Zu jeder Jahreszeit zieht es die Menschen in die Natur. Viele nutzen die Möglichkeit, der Enge der Städte oder Wohnungen zu entfliehen und Energie an der frischen Luft zu tanken. Doch sind wir dort alles andere als allein: Neben zahlreichen Insekten lauern kleine Blutsauger im Grünen, die als Überträger von Krankheiten gefährlich für den Menschen werden können. Abhängig von den Temperaturen können diese ganzjährig aktiv sein.
Zecken zählen zu den Spinnentieren, genauer gesagt bilden sie eine Unterklasse der Milben. Ihre Nahrungsquelle ist das Blut von Wirbeltieren – also auch von uns Menschen. Weltweit finden sich die kleinen Blutsauger in bodennaher Vegetation wie Wiesen und Büschen bis zu einer Höhe von 50 Zentimetern und lassen sich dort von vorbeikommenden Wirten abstreifen [1]. Um auf Zecken zu treffen, müssen Sie sich gar nicht so weit von der Wohnung entfernen. Auch auf städtischen Grünflächen wie Stadtparks oder Gärten sind sie bereits zu finden [2]. Ab Temperaturen von 7–9 °C werden die kleinen Tiere aktiv und können, abhängig von Art und Stadium, fast das ganze Jahr über angetroffen werden [1, 2]. Auf einem Wirt suchen sie zunächst nach einer geeigneten Stelle zum Stechen, beim Menschen etwa Achselhöhlen, Kniekehlen, Nacken, Bauch, Brust- oder Genitalbereich [1]. Bis zu mehreren Tagen hängen die Tiere an ihrem Wirt und trinken Blut [1]. Vollgesaugt kann eine Zecke über das Hundertfache einer hungrigen Zecke wiegen [3]. Nach einer Blutmahlzeit können Zecken auch sehr lange ohne Wirt überleben – unter Laborbedingungen bis zu 11 Jahre [3]. Die Entwicklung verläuft über drei Stadien vom Ei zum ausgewachsenen Tier (siehe Grafik), wobei für jeden Entwicklungsschritt eine Blutmahlzeit nötig ist [3]. Weibchen benötigen zur Eiablage eine weitere Blutmahlzeit [4].
Entwicklungsschritte der Zecke:
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In Deutschland leben unterschiedliche Zeckenarten, die verschiedene Krankheitserreger übertragen können. Beim Blutsaugen können sie aus den Speicheldrüsen oder dem Darm der Zecke durch den Stechapparat in den Wirtskörper gelangen [1, 2]. Die wohl bekanntesten Erkrankungen, die von Zecken übertragen werden, sind Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Die Borreliose wird durch das Bakterium Borrelia burgdorferi ausgelöst [2, 5]. Diese Erreger können an Nervensystem, Gelenken und Organen schwere Schäden anrichten. Frühzeitig erkannt kann Borreliose gut mit Antibiotika behandelt werden. Allerdings können bei zu später Behandlung irreparable Langzeitfolgen entstehen. Gegen Borreliose gibt es für den Menschen keine Impfung [2, 5].
Sollte nach einem Zeckenstich eine ringförmige Hautrötung auftreten und sich ausweiten, ist angeraten, umgehend einen Arzt aufzusuchen [1]. Auch unspezifische Hautrötungen an der Einstichstelle, die nicht zurückgehen, sollten abgeklärt werden.
FSME wird durch das gleichnamige Virus ausgelöst und kann zu einer Entzündung von Hirnhaut, Gehirn und/oder Rückenmark führen [2, 6]. Für diese unter Umständen sogar tödlich verlaufende Krankheit gibt es keine direkte Behandlungsmöglichkeit. Lediglich die Symptome können gelindert werden. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Impfung gegen FSME für Menschen, die in FSME-Risikogebieten häufig im Grünen unterwegs sind [2, 6]. Eine Karte zu den Risikogebieten in Deutschland finden Sie hier.
Um sich vor Zecken zu schützen, helfen lange Kleidung und festes Schuhwerk sowie Anti-Zeckensprays [1]. Auf heller Kleidung lassen sich die Tiere zudem schneller entdecken. Nach jedem Aufenthalt im Grünen sollten Sie sich gründlich am ganzen Körper nach Zecken absuchen [1]. Weiterhin können Sie sich gegen FSME impfen lassen . Gegen Borreliose gibt es für den Menschen noch keine Impfungen.
Wer feststellt, dass sich eine Zecke festgesetzt hat, sollte sie möglichst rasch entfernen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass Krankheiterreger übertragen werden, steigt mit der Zeitdauer, in der die Zecke Blut saugt. So werden die FSME-Viren direkt nach dem Zeckenstich übertragen, die Borreliose-Bakterien erst nach mehreren Stunden [2, 5, 6].
Um eine Zecke zu entfernen gibt es zahlreiche Hilfsmittel auf dem Markt. Für alle gilt:
Das hautnahe Greifen der Zecke soll verhindern, dass diese gequetscht wird und dabei potenziell infektiöse Flüssigkeiten freisetzt [1, 2].
Möglichkeiten der Zeckenentfernung:
Zeckenpinzette Zecke hautnah an den Mundwerkzeugen packen, senkrecht nach oben herausziehen |
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Zeckenkarte Zecke mit V-förmiger Aussparung fixieren, durch Bewegung nach vorn und oben entfernen |
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Zeckenlasso Zeckenschlinge hautnah um Zecke legen, Schlaufendurchmesser mithilfe des Stempels verringern und senkrecht nach oben ziehen |
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Finger Mit zwei Fingern hautnah greifen ohne zu drücken, vorsichtig herausziehen |
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Zeckenzange Zecke nah der Haut greifen und senkrecht nach oben rausziehen (weniger für kleine Exemplare wie Nymphen geeignet) |
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Zeckenhaken Zecke mit V-förmiger Aussparung fixieren, durch Bewegung nach vorn und oben entfernen |
Möglicherweise bleiben bei der Zeckenentfernung Reste der Zecke in der Haut zurück. Dabei handelt es sich meist um einen Teil des Stechapparates. In der Regel stößt der Körper ihn nach einiger Zeit selbst ab [2]. Falls das nicht passiert, empfiehlt sich ein Besuch beim Arzt.
Die Stichstelle sollte nach Entfernen der Zecke mit Alkohol oder einer jodhaltigen Lösung/Salbe desinfiziert werden [2].
Die entfernte Zecke lässt sich am effektivsten durch Zerdrücken mit einem festen Gegenstand in zusammengefaltetem Papier unschädlich machen [7, 8]. Dabei sollten Sie darauf achten, nicht mit Flüssigkeiten der Tiere in Berührung zu kommen, um sich vor potenziellen Krankheitserregern zu schützen. Ebenso kann die Zecke in 40-prozentigem Alkohol, Chlorreiniger oder Desinfektionsmittel getötet werden [7, 8]. Da Zecken mehrere Stunden bis Tage unter Wasser überleben können, sollten sie nicht in der Toilette oder dem Abfluss entsorgt werden [7, 8]. Eine weitere Variante ist die Aufbewahrung der Zecke im Gefrierfach. So können Sie im Falle von späteren Beschwerden im Zusammenhang mit dem Zeckenstich das eingefrorene Tier an den Arzt übergeben, um es auf Krankheitserreger zu untersuchen.
Weitere Informationen rund um das Thema Zecken finden Interessierte auf folgenden Webseiten:
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/FSME/Zecken/Zecken.html
https://www.stmgp.bayern.de/vorsorge/infektionsschutz/zecken/
Bildnachweis: „Schild mit Zeckenwarnung in gefährdetem Gebiet im Wald“; stock.adobe.com/Heiko Barth, „Entwicklungstadien einer Zecke“; stock.adobe.com/lom123, „The correct way to remove a tick with forceps. 3D-rendering“; stock.adobe.com/MilosPauline, „Eine vollgesaugte Zecke bzw. Holzbock (Ixodes ricinus) wird aus der menschlichen Haut entfernt“; stock.adobe.com/mirkograul, „removing a tick from dog skin with tick lasso“; stock.adobe.com/Todorean Gabriel, „Small tick on human finger“; shutterstock.com/Ivan Popovych, „Zecke entfernen beim Hund“; stock.adobe.com/DoraZett, „Macro Close up of removal of sucking tick, Ixodes ricinus, from human skin with yellow tweezers“; stock.adobe.com/Sahara Frost
Autorin dieses Beitrags: Dr. Antje Tunger, medizinwelten-services GmbH, Stuttgart
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Fachgebiet (Unterfachgebiet):
Allgemeinmedizin, Öffentliches Gesundheitswesen
Körperregion/Organsystem:
Haut
Jahreszeit:
Frühling, Sommer, Herbst
Medizinischer Bereich:
FSME, Borreliose
Schlagwörter:
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