28.11.2023 – Tierwohl, Klimaschutz, Gesundheit: Es gibt viele Gründe, warum sich immer mehr Menschen bewusst vegetarisch oder vegan ernähren. Welche gesundheitlichen Vorteile hat eine pflanzenbasierte Ernährung, für wen ist sie geeignet und wie vermeidet man einen Nährstoffmangel?
Eine Umfrage des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aus dem Jahr 2021 zeigt, dass sich immer mehr Menschen in Deutschland für eine pflanzenbasierte Ernährung entscheiden:
Meistens steckt dahinter der Wunsch, sich für Tierwohl, Klima- und Umweltschutz einzusetzen oder sich gesünder zu ernähren [2]. Aber wie gesund ist eine pflanzenbasierte Ernährung wirklich, und was sollte man dabei beachten?
Vegetarisch und vegan lebende Menschen sind in der Regel gut versorgt mit
Zudem enthält pflanzenbasierte Kost weniger gesättigte Fettsäuren und Cholesterin als tierische Lebensmittel. Sowohl ein Überschuss an gesättigten Fettsäuren als auch hohe Cholesterinwerte im Blut werden mit erhöhten Krankheitsrisiken in Verbindung gebracht. Einige Studien weisen darauf hin, dass das Risiko für Stoffwechselerkrankungen (u. a. Typ-2-Diabetes), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (u. a. koronare Herzkrankheit) und Krebs bei vegetarischer und veganer Ernährungsweise tatsächlich reduziert sein könnte. Die Aussagekraft dieser Daten ist allerdings begrenzt, da die teilnehmenden vegan und vegetarisch lebenden Personen weniger Alkohol tranken und weniger rauchten als die Teilnehmenden, die auch Fleisch auf ihrem Speiseplan hatten. [2]
Eine pflanzenbasierte Ernährung kann möglicherweise auch dazu beitragen, Übergewicht vorzubeugen: In Studien hatten vegan und vegetarisch lebende Personen einen niedrigeren BMI als Menschen, die Fleisch essen. Bei veganer Ernährung war der Effekt sogar noch ausgeprägter als bei vegetarischer Lebensweise. [3]
Sollte man also komplett auf Fleisch verzichten, um das persönliche Risiko für die oben genannten Erkrankungen zu reduzieren? Auch diese Frage wurde in Studien untersucht. Das Ergebnis: Eine vegetarische und vegane Ernährungsweise zeigte in dieser Hinsicht keinen Gesundheitsvorteil gegenüber Menschen, die nur selten Fleisch und Fisch aßen. [2] Wer mit einer pflanzenbasierten Ernährung auf rein gesundheitliche Vorteile abzielt, kann ohne Bedenken kleinere Mengen an Fleisch und Fisch zu sich nehmen. Eine Mischkost mit einem hohen Pflanzen- und einem geringen Fleischanteil wird auch von der deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlen [2].
Bei einer vegetarischen oder veganen Ernährung kann es zu einem Mangel an bestimmten Nährstoffen kommen (Tabelle 1). Das Risiko ist umso höher, je weniger abwechslungsreich die Ernährung ist. Bei vegetarisch lebenden Personen, die regelmäßig tierische Produkte wie Milchprodukte und Eier essen, treten seltener Probleme auf als bei vegan lebenden Menschen.
Am kritischsten ist die ausreichende Versorgung mit Vitamin B12. Vitamin B12 ist wichtig für die Funktion des Nervensystems und fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten. Obwohl Vitamin B12 manchen pflanzlichen Produkten zugesetzt wird, reicht die aufgenommene Menge oft nicht aus, um den Bedarf zu decken. Die DGE empfiehlt Personen mit veganer Ernährungsweise daher, regelmäßig den Vitamin-B12-Spiegel kontrollieren zu lassen und bei Bedarf dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einzunehmen. [2, 3]
Gut zu wissen: Auch vegetarisch lebende Personen können von einem Vitamin-B12-Mangel betroffen sein, wenn sie nur selten Milchprodukte und Eier essen [3, 4]. |
Welche weiteren Nährstoffe können in einem kritischen Unterbereich liegen, und welche pflanzlichen Produkte unterstützen dabei, den Bedarf ausreichend zu decken? Einen Überblick gibt Tabelle 1.
Tabelle 1: Kritische Versorgung mit bestimmten Nährstoffen bei der veganen Ernährung und pflanzliche Quellen. Modifiziert nach Richter et al., Position der Deutschen Gesellschaft für Ernährung [2]. *Herstellerabhängig
Nährstoff | Mögliche pflanzliche Quellen |
Eisen |
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Zink |
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Omega-3-Fettsäuren |
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Vitamin D |
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Jod |
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Protein |
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Vitamin B12 |
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Vitamin B2 (Riboflavin) |
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Kalzium |
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Selen |
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Eine vegetarische Ernährung, die Eier und Milchprodukte einschließt, ist laut der DGE als dauerhafte Ernährung für gesunde Personen geeignet. Voraussetzung ist, dass eine ausreichende Nährstoffzufuhr gewährleistet ist. Einen Überblick über eine ausgewogene vegetarische Ernährung mit veganen Alternativen bietet z. B. die Ernährungspyramide der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.
Schwangere, Stillende, ältere Menschen, Kinder, Jugendliche und chronisch Kranke haben allerdings andere Nährstoffansprüche. Sie sollten daher eine Ernährungsberatung in Erwägung ziehen, wenn sie sich vegetarisch ernähren wollen. [2, 5]
Bei einer veganen Ernährung ist die Versorgung mit bestimmten Nährstoffen kritischer als bei einer vegetarischen Ernährung. Die DGE empfiehlt daher die vegane Ernährung für folgende Bevölkerungsgruppen nicht:
Die VeChi-Youth Studie [4], die vom BMEL und der DGE gefördert wurde, gibt erste Hinweise darauf, dass eine vegane Ernährung für Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren wahrscheinlich nicht riskant ist. Die DGE rät dennoch zur Vorsicht: Die Daten hierzu sind noch nicht ausreichend, und ein Nährstoffmangel in bestimmten Lebensphasen – wie etwa in der Wachstumsphase – kann irreversible Nachteile für die Gesundheit haben. Für die Phasen von Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern sollte bei der Entscheidung für eine vegane Ernährung eine fundierte Ernährungsberatung stattfinden. [2, 6]
Bildnachweis: „Food background with assortment of fresh organic vegetables“; stock.adobe.com/Alexander Raths
Autorin dieses Beitrags: Dr. Christina Schüßler, medizinwelten-services GmbH, Stuttgart
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Fachgebiet (Unterfachgebiet):
Allgemeinmedizin
Körperregion/Organsystem:
Verdauungssystem, gesamter Körper
Jahreszeit:
ganzjährig
Anlass:
/
Medizinischer Bereich:
Ernährung
Schlagwörter:
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