28.03.2023 – Ein Gewittersturm, der sich drohend ankündigt, langsam seine volle Kraft entfaltet und auf dem Höhepunkt das Denken und Handeln lahmlegt – so kann sich eine schwere Migräneattacke anfühlen. Lesen Sie hier, was über die Ursachen der Migräne bekannt ist, mit welchen Beschwerden sie einhergeht und warum sich ein ärztliches Beratungsgespräch für Betroffene lohnt.
Eine Migräne äußert sich durch wiederkehrende Episoden von moderaten bis schweren Kopfschmerzen und kann mit weiteren Beschwerden wie Übelkeit, Licht-, Geruch- oder Geräuschempfindlichkeit einhergehen [1].
Charakteristisch für die Erkrankung ist, dass
Dadurch unterscheidet sich die Migräne von „gewöhnlichen“ Kopfschmerzen.
Der Begriff Migräne leitet sich vom griechischen Wort Hemikrania (hemi = halb/halbseitig, Kranium = Kopf/Schädel) ab und verdeutlicht die typische Lokalisation der Schmerzen, die meist auf eine Kopfhälfte begrenzt sind.
Das Robert-Koch-Institut hat mit der Studie BURDEN 2020 untersucht, wie viele Menschen in Deutschland an Kopfschmerzerkrankungen leiden [2]. Ausgangspunkt war eine repräsentative Umfrage unter mehr als 5.000 deutschsprachigen Personen ab 18 Jahren. Das Ergebnis: 14,8 % der befragten Frauen und 6,0 % der Männer erfüllten alle Diagnosekriterien einer Migräne. Darin sind Verdachtsfälle noch nicht eingerechnet [2]. Migräne ist also eine weit verbreitete Erkrankung.
Zum Vergleich: In der Umfrage gab etwa jeder zweite Teilnehmende an, mindestens einmal im Jahr an Kopfschmerzen zu leiden. Dabei handelte es sich aber nicht immer um eine Migräne [2].
Viele Betroffene können eine bevorstehende Migräneattacke vorausahnen, noch bevor die Kopfschmerzen einsetzen. Im Anschluss an diese sogenannte Prodromalphase treten mitunter vorübergehende Sprach- oder Sehstörungen auf (unscharfes Sehen, Wahrnehmung von abstrakten Mustern oder Blitzen). Dieses Phänomen bezeichnet man als Aura, die aber nicht zwangsläufig bei einer Migräneattacke auftreten muss. Sind die Kopfschmerzen ausgestanden, fühlen sich die Betroffenen in der darauffolgenden Erholungsphase meist ausgelaugt und erschöpft [1].
Der Verlauf einer Migräneattacke lässt sich also in vier Phasen mit jeweils typischen Symptomen einteilen, die in Abbildung 1 aufgeführt sind [1].
Das Risiko, an Migräne zu erkranken, ist wahrscheinlich genetisch beeinflusst und damit vererbbar. Die genauen Ursachen sind allerdings bis heute nicht vollständig verstanden [1].
Als Auslöser stehen Nervenzellen im Verdacht, die als eine Art „Schaltzentrale“ an der Schmerzverarbeitung im Gehirn beteiligt sind. Wenn diese Zellen bei Menschen mit einer Veranlagung für Migräne aktiviert werden, setzen sie Stoffe frei, die Blutgefäße im Gehirn erweitern und in der Folge Entzündungsprozesse auslösen. Diese Entzündungsprozesse veranlassen die Nervenzellen dazu, Schmerzimpulse auszusenden, die in tiefergelegenen Hirnregionen verarbeitet werden und die typischen Migränebeschwerden erklären können [4].
Bestimmte Faktoren (Trigger) können bei Menschen mit einer erblichen Veranlagung für Migräne eine Kopfschmerzattacke auslösen [1]. Dazu zählen zum Beispiel
Während manche Betroffene nur selten mit schweren Attacken zu kämpfen haben und ihre Kopfschmerzen mit herkömmlichen Schmerzmedikamenten gut in den Griff kriegen, ist die Erkrankung für andere eine große Belastung. Von chronischer Migräne spricht man, wenn in drei aufeinanderfolgenden Monaten an mindestens 15 Tagen pro Monat migräneartige Kopfschmerzen auftreten [1]. Diese Form kann zu erheblichen Einschränkungen im Alltag und Berufsleben führen.
Menschen, die an Migräne oder an anderen Kopfschmerzarten leiden, greifen häufig auf nicht verschreibungspflichtige Schmerzmedikamente wie Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (Aspirin) zurück. Darüber hinaus gibt es viele weitere Ansatzpunkte zur Behandlung einer Migräne. Eine wichtige Rolle spielen dabei vorbeugende Maßnahmen (Prophylaxe) wie Entspannungstechniken, eine kognitive Verhaltenstherapie oder Akupunktur [5].
Betroffene sollten das ärztliche Gespräch suchen, um den für sie am besten geeigneten Behandlungsweg einschlagen zu können. Von einer medikamentösen Therapie in Eigenregie ist dagegen aus zwei Gründen abzuraten:
Manchmal kann bereits eine Veränderung der Lebensgewohnheiten (gesunder Schlafrhythmus, Stressvermeidung, Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel) dazu beitragen, dass Migräne seltener auftritt. In diesem Zusammenhang lohnt es sich, ein Migränetagebuch zu führen. Damit kann man potenzielle Auslöser der Migräne leichter ausfindig machen – und diese Trigger bewusst vermeiden.
Praktisch: Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG) bietet einen Kopfschmerzkalender zum Ausdrucken an.
Bildnachweis: „Composite image of highlighted pain“; iStock.com/vectorfusionart
Autor dieses Beitrags: Fabian Kaiser, medizinwelten-services GmbH, Stuttgart
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Fachgebiet:
Allgemeinmedizin, Neurologie, Schmerzmedizin
Körperregion/Organsystem:
Gehirn
Jahreszeit:
ganzjährig
Anlass:
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Schlagwörter:
Aura, Kopfschmerzen, Migräne, Symptome, Tagebuch, Therapie, Ursachen